Luftfahrt Trend Barometer Q4/2023
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AVIATION FORUM HAMBURG
Aktuelle Stimmung
Zum Jahresende 2023 erfährt die Branchenstimmung, im Vergleich zur Erhebung im Sommer dieses Jahres, einen Dämpfer. Während im Vorfeld der Messe in Le Bourget 72% der Befragten die Stimmung als positiv oder sehr positiv betrachteten, ist dieser Wert nun auf 60% gesunken. Dies entspricht in etwa der Stimmungslage zur ILA 2022. Eine neutrale Einschätzung wird von 24% vertreten, 16% bewerten die Stimmung als negativ oder sehr negativ.
Positiv stimmt unter anderem die Produktionsratenentwicklung bei Airbus, sowohl in der A320 Familie wie auch im Lang-Range Bereich, trotz aller Probleme auf der Zulieferseite bei den Triebwerken. Im Gegenzug wirkt die Unsicherheit bei den Beauftragungen und der nationalen Perspektive in der militärischen Luftfahrt deutlich auf die Stimmung.
Abbildung 1: Stimmungslage im Zeitverlauf
Verfügbarkeit von Facharbeitskräften dominierende Herausforderung
Die Verfügbarkeit von Facharbeitskräften stellt 64% der Befragten vor große Herausforderungen, lediglich 23% sind zufrieden mit der aktuellen Situation. Bei diesen 23% handelt es sich, mit wenigen Ausnahmen, um Unternehmen, die nicht unmittelbar am Produkt Flugzeug tätig sind, sondern im Bereich Infrastruktur, Werkzeug und Ingenieursdienstleistungen.
Diesen Themenkomplex wird (erneut nach einer gewissen Beruhigung in den letzten 18 Monaten) gefolgt von unzureichender Planungstransparenz seitens der OEMs und Tier-1, 61% der Befragten sind unzufrieden oder sehr unzufrieden. Auch wenn knapp 50% der Befragten unzufrieden / sehr unzufrieden mit der Verfügbarkeit von Rohmaterial sind, ist dies im Vergleich zur letzten Befragung eine
deutlich entspanntere Situation als im Sommer dieses Jahres. Damals sahen 78% der Befragten hier zumindest eine große Herausforderung für die Branche.
Abbildung 2: Stimmungslage Themenkomplexe
Hohe Unsicherheit und Unzufriedenheit im Bereich militärischer Luftfahrt
Nach der Zeitenwende-Rede von Bundeskanzler Scholz (im Februar 2022) und der Einrichtung des Sondervermögens für die Bundeswehr (im März 2022) zeigte sich im Bereich der militärischen Luftfahrt eine Aufbruchsstimmung und ein hohes Engagement der Stakeholder der Branche, die Bundeswehr / Luftwaffe massiv zu unterstützen. So sahen nahezu alle Unternehmen mit signifikantem Umsatzanteil (>20% im Bereich militärische Luftfahrt) große oder gar sehr große Umsatzpotenziale in diesem Segment. Dieser frühen Aufbruchsstimmung folgt nun eine massive Ernüchterung:
- 100% der Unternehmen mit signifikantem Anteil in der militärischen Luftfahrt (24% der Teilnehmer dieses Stimmungsbilds) sind unzufrieden oder sehr unzufrieden mit der Planungssicherheit und Beauftragung seitens des Bundes
- 100% dieser Unternehmen sind unzufrieden oder sehr unzufrieden mit
Perspektive und Investitionen in zukünftige Programme - 89% dieser Unternehmen sind unzufrieden oder sehr unzufrieden mit der Transparenz und Klarheit hinsichtlich zukünftiger Aufgaben-stellungen und erforderlicher Fähigkeiten
- 78% dieser Unternehmen sind unzufrieden oder sehr unzufrieden mit der Zusammenarbeit und Einbindung in Programme durch US – OEMs, lediglich 20% beschreiben diese Zusammenarbeit als zufriedenstellend
Ein größerer Anteil (>33%) der hier beschriebenen Unternehmen erwägt den mittelfristigen Ausstieg aus diesem Luftfahrtsegment.
Abbildung 3: Sonderbefragung militärische Luftfahrtindustrie
Die zivilen Airbus Programme bleiben Wachstumsmotor der deutschen Luftfahrt(zuliefer)-Industrie
Mehr als 55% der Befragten sehen in den zivilen Airbus Programmen die größte Wachstumschance für ihr Unternehmen, mit weitem Abstand gefolgt (jeweils ~8%) von Chancen im Bereich US-amerikanischer Programme (zivil / militärisch) sowie Regionalflugzeugprogrammen. Keines der befragten Unternehmen sieht aktuell Wachstumschancen in Airbus Militärprogrammen.
Abbildung 4: Wachstumschancen
Zum Stimmungsbarometer Aerospace
Die H&Z Unternehmensberatung AG führt regelmäßig Umfragen und Analysen zur Lage und Wettbewerbsfähigkeit verschiedener Branchen durch. Das Stimmungsbarometer Aerospace wird seit Anfang 2020 kontinuierlich erhoben und ermöglicht die Beobachtung von Kernthemen und Trends sowie deren Entwicklung. Regelmäßig nehmen ~100 Teilnehmer an diesen Umfragen teil. An dieser Umfrage waren mehr als 124 Führungskräfte und Experten (82% Inhaber, Geschäftsführer und Geschäftsbereichsleiter, 18% sonstige Leistungsfunktionen und Experten) der Luft- und Raumfahrtindustrie in der DACH-Region beteiligt. Ergänzt wurde dies durch Gespräche und Interviews.