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17.2.2022

Radio Bremen 2: Welche Zukunft haben die Airbus-Werke im Norden?

Diese Frage hat Michael Santo, Vorstand und Luftfahrtexperte bei H&Z, im Live-Interview im Radio Bremen Zwei beantwortet.

Das folgende Interview wurde am 31.01.2022 im Radio Bremen 2 mit Moderatorin Anja Goerz geführt.

 

Frau Goerz:

 

“Von dieser Reform hängt die Zukunft der deutschen Luftfahrtindustrie ab” – Das soll man beim europäischen Flugzeughersteller Airbus intern erklärt haben. Und damit ist gemeint, dass der Konzern seine zivile Flugzeugfertigung komplett umstellen will, unter anderem bei den Töchtern in Bremen und Nordenham und die Produktion im friesischen Varel soll ganz verkauft werden.

 

Von dieser Umstrukturierung wären etwa 12.000 bis 13.000 Mitarbeitende betroffen und entsprechend alarmiert ist die Gewerkschaft IG Metall. Zumal die Arbeitnehmervertreterinnen und -vertreter die Pläne wenig durchdacht finden. Sie drohen mit Streik, wenn die Verhandlungen heute scheitern. Und über all das möchte ich sprechen mit Michael Santo, Luftfahrtexperte bei der Unternehmensberatung H&Z in München. Guten Morgen, Herr Santo. Warum will Airbus eigentlich so viel neu ordnen?

 

Herr Santo:

 

Guten Morgen, Frau Goerz. Airbus möchte tatsächlich eine konsequente Wertschöpfungs- und Fertigungsstrategie neu strukturieren, das heißt einen klaren Fokus auf Montage und Endmontage von Flugzeugen setzen. Hierbei die Rümpfe, anders als das ein Boeing macht, als integrativen Bestandteil sehen, aber keine Einzelteile mehr fertigen. Also das Thema fertigen von Einzelteilen metallischer Komponenten möchte Airbus komplett herausgeben, weil das ganze Thema auch eine gewisse Komplexität beherrscht. Man sagt: Darum sollen sich die Leute kümmern, die es besser können. Wir konzentrieren uns auf Montage und Endmontage von Flugzeugen.

 

Frau Goerz:

 

Trotzdem noch mal zur Verdeutlichung: Nun hat Airbus ja gerade erklärt, 6.000 neue Arbeitnehmer weltweit sollen eingestellt werden. Wie passt denn das dazu, dass zum Beispiel das Werk in Varel geschlossen werden soll?

 

Herr Santo:

 

Naja, das Werk in Varel soll ja nicht geschlossen werden. Es geht tatsächlich um die Zusammenlegung des Werkes Varel, Teile der Einzelteilfertigung in Augsburg und des Werkes in Braschow in Rumänien, um dies an einen Investor zu geben. Ich glaube, das ist alles andere als eine Schließung, weil tatsächlich der Ramp-up oder das Wiedererlangen des alten Produktionsniveaus, Airbus und die gesamte Zulieferer-Kette vor Riesen-Herausforderungen stellt. Eines der Top 3 Themen in unserem letzten Stimmungsbarometer war „Verfügbarkeit von Personal“. Ich denke, es wird Personal brauchen. Das was jetzt ansteht, ist tatsächlich eine Neustrukturierung der Eigentümer und Verantwortung.

 

Frau Goerz:

 

„Neustrukturierung“ – ­­­­­­da gehen die Alarmglocken bei einigen die da arbeiten sicher an, die sich um ihre Jobs Sorgen machen. Die Gewerkschaft hat Beschäftigungszusagen bis ins nächste Jahrzehnt gefordert. Sollte das ein staatlicher Konzern wie Airbus leisten? Denn Deutschland gehören ja immerhin 11% dieses Unternehmens.

 

Herr Santo:

 

Nun, aus meiner Sicht kann Airbus das fast leisten. Wenn man sich die Zahlen und die die Prognosen anschaut, wie es weitergeht mit der Luftfahrtindustrie, ist es nicht so, dass wir mit Krisen-Szenarien rechnen müssen. Jetzt hat Corona mit Sicherheit eine wahnsinnige Auswirkung gehabt, aber tatsächlich auch nur kurzfristig. Derzeit arbeitet man wieder daran, auf altes Produktionsniveau zurückzukommen, sodass ich davon ausgehe, dass die Arbeitskräfte eine gewisse, sichere Zukunft vor sich haben.

 

Frau Goerz:

 

Ja, das klingt erstmal optimistisch. Also was denken Sie? Wie geht die Verhandlung heute aus?

 

Herr Santo:

 

Ich hoffe auf Vernunft, Kompromiss und Konsensorientierung, auch im Sinne der Mitarbeiter. Wir brauchen tatsächlich eine zukunftsausgerichtete Luftfahrtstruktur in Deutschland. Mit der heutigen Konstruktion, wo alles zusammen unter einem Dach ist, merkt man zunehmend, dass insbesondere die Einzelteilwerke, in diesem Airbus Kontext gefangen sind.

 

Premium Aerotec ­­­hat es in mehr als 10 Jahren nicht geschafft, signifikant Geschäft außerhalb von Airbus zu gewinnen. Ich bin der Überzeugung, dass ein Einzelteilfertiger dies schaffen kann und somit eine Zukunft hat, die sich auch außerhalb von Airbus bewegen kann und durchaus sehr marktfähig global agieren kann, das ist für mich eine Riesenchance für so ein Konstrukt.

 

Frau Goerz:

 

Michael Santo, Luftfahrtexperte der Unternehmensberatung H&Z in München. Ich danke Ihnen sehr.

 

Herr Santo:

 

Vielen Dank.

 

Michael Santo

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Michael Santo - Experte für Strategie & Performance bei H&Z