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5.8.2025

Transatlantisches Handelsabkommen 2025: Was es für Private Equity, M&A und Industriepolitik bedeutet

Mit massivem EU-Kapital, das in die US-Märkte fließt, verändert das Abkommen die Deal-Pipelines, Sektorprioritäten und grenzüberschreitenden Dynamiken. Für Private-Equity-Investoren ist dies ein seltener Moment, um sich strategisch und schnell neu zu positionieren.

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Vom Politischen Schock zur Portfolio-Strategie

Ab dem 7. August 2025 setzen die Europäische Union und die Vereinigten Staaten ein bereits als Meilenstein bezeichnetes Abkommen um. Dieses transatlantische Handelsabkommen verhinderte einen drohenden Zollkrieg und führte einen umfassenden Investitionsrahmen ein. Ein zentraler Bestandteil ist das Bekenntnis der EU, über 600 Milliarden US-Dollar in amerikanische Vermögenswerte zu investieren, mit Fokus auf Sektoren wie Energie, Verteidigung und Spitzentechnologie.

 

Als Berater, der eng mit Industrie- und Private-Equity-Kunden, insbesondere im Bereich der Industriegüter, zusammenarbeitet, sehe ich in diesem Abkommen einen Wendepunkt. Es verändert das geopolitische Risiko, ja, aber vor allem verleiht es grenzüberschreitenden Transaktionen, transatlantischen Partnerschaften und sektorspezifischen Investitionsstrategien neuen Schwung. Im Folgenden meine strategische Einschätzung, was dieses Abkommen für M&A-Aktivitäten, Private-Equity-Investitionen und innovationsgetriebenes Wachstum in den kommenden Jahren bedeuten könnte.

 

 

1. Neue Pipeline von Investitionszielen

Unmittelbar setzt dieses Abkommen einen beispiellosen Fluss von EU-Kapital in die US-Märkte frei. Die Zusage von 600 Milliarden US-Dollar ist kein abstrakter Schlagzeile, sondern eine Direktive für eine schnelle Kapitalallokation in strategisch wichtige Sektoren. Für Private-Equity-Firmen mit transatlantischen Ambitionen bedeutet dies einen dramatisch erweiterten Pool an Zielunternehmen.

 

Wir erwarten eine steigende Deal-Aktivität in den Bereichen Energieinfrastruktur, KI-gestützte Logistik, fortschrittliche Verteidigungssysteme und dual-use Industrietechnologien. Europäische Fonds können als Katalysator für europäische Unternehmen fungieren, die Akquisitionsziele und strategische Partnerschaften in den USA suchen – insbesondere solche, die mit der EU-Industriepolitik und Resilienz-Zielen übereinstimmen.

 

Diese Verschiebung verändert die Sichtweise der EU-Investoren auf die USA: Sie werden nicht nur als Wachstumsmarkt, sondern als strategisches Muss betrachtet. Mit mehr Kapital, reduzierten regulatorischen Hürden und politischem Wohlwollen gewinnen transatlantische Investitionsstrategien an Dringlichkeit.

 

 

2. Doppelter Vorteil für Infrastruktur- und Verteidigungsfonds

Private-Equity-Fonds, die in Infrastruktur- oder verteidigungsnahen Sektoren tätig sind, profitieren überproportional. Ihr bestehender Fokus überschneidet sich direkt mit den politischen Prioritäten des Abkommens und bringt sie an die Spitze der Warteschlange für öffentlich-private Co-Investments und institutionelle Kapitalunterstützung.

 

Für diese Investitionsbereiche ergibt sich eine doppelte Chance: Erstens erhalten sie Zugang zu frischem EU-Kapital, das für Sektoren vorgesehen ist, in denen sie bereits Expertise besitzen; zweitens profitieren sie von verbessertem Zugang zum US-Markt, wo regulatorische Barrieren für vertrauenswürdige europäische Investoren abgebaut werden.

 

Wir erwarten eine Welle grenzüberschreitender Co-Investment-Plattformen, binationaler Infrastrukturvehikel und öffentlich-privater Allianzen. Firmen, die Kapital schnell mobilisieren und die komplexe Geopolitik von Verteidigung und kritischer Infrastruktur meistern, werden einen starken First-Mover-Vorteil haben.

 

 

3. Auswirkungen auf Portfolio-Unternehmen von Private Equity, insbesondere mit hohem Exportvolumen wie Industriegüter

Als Partner bei H&Z mit tiefgreifender Branchenerfahrung sehe ich direkte Auswirkungen auf den Industriegütersektor, der oft unter dem Radar makroökonomischer Analysen operiert, aber im Zentrum der deutschen Wirtschaft steht.

 

Erstens ergeben sich mehr Chancen für internationales Wachstum – sei es durch den Erwerb von US-Zulieferern, die Erweiterung der Wertschöpfungskette oder durch US-Kunden, die After-Sales-Joint-Ventures gründen oder Engineering-Zentren näher an amerikanischen Kunden aufbauen. Die Verringerung von Handelshemmnissen und die Aussicht auf regulatorische Konvergenz sollten diese Schritte attraktiver machen.

 

Zweitens könnte die Kapitalverschiebung innerhalb Europas zu Wettbewerbsdruck führen. Wenn enorme EU-Ressourcen in Auslandsakquisitionen und Energieimporte fließen, steht womöglich weniger Kapital für die heimische Modernisierung zur Verfügung. Europäische Hersteller müssen jetzt handeln, um im nächsten Investitionszyklus nicht ins Hintertreffen zu geraten.

 

Wir empfehlen Private Equity, mit strategischer Klarheit und kalkulierter Kühnheit zu reagieren, indem US-Expansionspläne entwickelt, Lieferkettenallianzen gesichert und Automatisierungs- sowie Digitalkompetenzen der Portfoliounternehmen verstärkt werden. Das Zeitfenster für eine transatlantische industrielle Ausrichtung ist offen, wird aber nicht ewig bestehen.

 

 

4. Europäische Bewertungen steigen durch Wettbewerbsdruck

Nicht alle Folgen dieses Abkommens spielen sich in den USA ab. Eine der subtileren Dynamiken ist der voraussichtliche Anstieg der Bewertungen europäischer Industrieanlagen, insbesondere in Bereichen wie fortschrittliche Fertigung, Automobilkomponenten und Ingenieurdienstleistungen.

 

Da US-Investoren zunehmend Vertrauen in die politische und regulatorische Stabilität Europas gewinnen, werden sie europäische Deal-Prozesse offensiver betreten. Dies erhöht den Wettbewerbsdruck auf hochwertige Mid-Market-Assets, treibt Multiplikatoren nach oben und verkürzt Deal-Zeiträume.

 

Für Verkäufer und Private-Equity-Eigentümer industrieller Unternehmen ist das eine gute Nachricht. Für europäische Buyout-Fonds bedeutet der erhöhte Wettbewerb jedoch, dass Wertschöpfungsmodelle geschärft werden müssen. Amerikanisches Kapital ist nicht nur Käufer, sondern ein Konkurrent mit tieferen Taschen und wachsender globaler Reichweite.

 

 

Abschließende Gedanken: Vom politischen Abkommen zur Industrie-Strategie

Dieses Handelsabkommen ist mehr als ein politischer Neustart – es ist eine strategische Neuausrichtung der transatlantischen Wirtschaftskooperation. Für Private-Equity-Investoren, Unternehmensvorstände und Innovationsführer schafft es den Auftrag zu handeln, sich anzupassen und zu beschleunigen.

 

Bei H&Z sind wir überzeugt, dass die Gewinner dieser neuen Ära Sektorexpertise, strategische Weitsicht und Umsetzungsgeschwindigkeit kombinieren werden. Die Herausforderung besteht nicht mehr nur darin, politische Risiken zu bewerten, sondern politischen Schwung zu nutzen. Als Berater, die tief in der Industrie- und Private-Equity-Landschaft verankert sind, helfen wir unseren Kunden, diese makroökonomischen Veränderungen in praktische Strategien zu übersetzen.

 

Wir werden in zukünftigen Insights spezifische Empfehlungen vertiefen. Für den Moment ist eines klar: Der transatlantische Korridor ist wieder geöffnet, und wer früh handelt, wird seine Richtung prägen.

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Markus Contzen

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