Luft- und Raumfahrt: Nullzölle, volle Kraft voraus
Das EU-US-„Zero-for-Zero“-Abkommen beseitigt Zölle auf Flugzeuge, Triebwerke und Bauteile, belebt die grenzüberschreitende Zusammenarbeit neu und erschließt neues Potenzial für OEMs, Tier-1-Zulieferer und Joint Ventures im transatlantischen Luft- und Raumfahrt-Ökosystem.
Offener Himmel, offene Chancen
Ab dem 7. August 2025 wird ein wegweisendes Handelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten Zölle auf eine Reihe strategischer Industrieprodukte abschaffen. Das im Juli unterzeichnete Abkommen markiert einen bedeutenden Schritt in der transatlantischen wirtschaftlichen Zusammenarbeit.
Dieses „Zero-for-Zero“-Abkommen ist ein wichtiger und willkommener Fortschritt. Als Partner bei H&Z Management Consulting mit branchenspezifischem Fokus auf Luft- und Raumfahrt sowie Verteidigung sehe ich darin einen transformativen Moment für Hersteller, Zulieferer und Fluggesellschaften – einen Moment, der strategische Entscheidungen für viele Jahre prägen wird.
Zero-for-Zero: Was ist enthalten?
Kernpunkt: Flugzeuge, Strahltriebwerke und ausgewählte Luft- und Raumfahrtkomponenten unterliegen beim Handel zwischen der EU und den USA künftig keinen Einfuhrzöllen mehr.
Dazu gehören:
- Komplette zivile Flugzeuge, einschließlich großer Passagier- und Frachtjets
- Strahltriebwerke für kommerzielle oder regionale Flugzeuge
- Tier-1-Komponenten wie Avioniksysteme, Fahrwerke und Kabineninterieurs
- Ausgewählte Materialien und Baugruppen, die in der Fertigung verwendet werden, etwa hochwertiges Aluminium oder Verbundwerkstoffe
Durch die Abschaffung dieser Zölle belebt das Abkommen den Geist des offenen Luft- und Raumfahrthandels neu und schafft Klarheit sowie Kostenerleichterungen für Unternehmen, die in beiden Regionen tätig sind.
Impulse für Tier-1-Zulieferer
Ebenso wichtig sind die Auswirkungen auf Tier-1-Zulieferer, also Unternehmen, die kritische Teilsysteme an Flugzeughersteller liefern. Dazu zählen Namen wie Liebherr, Diehl und Safran. Für diese Firmen bietet das Abkommen zwei wesentliche Vorteile:
- Margen: Zollfreie Exporte von Flugzeug-Elektronik, Innenausstattung und Strukturen fördern den transatlantischen Handel in beide Richtungen und verbessern die Margen bei transatlantischen Programmen.
- Operative Einfachheit: Lieferketten, die den Atlantik überspannen – wie häufig in der Luftfahrt – werden reibungsloser, weniger durch Compliance-Kosten belastet und weniger anfällig für protektionistische politische Veränderungen.
Aus Sicht der Branchenberatung wird dadurch wertvolles Kapital freigesetzt. Statt Ressourcen für die Bewältigung von Zöllen oder Produktionsumstrukturierungen aufzuwenden, können Unternehmen nun verstärkt in Innovation und grenzüberschreitende Zusammenarbeit investieren.
Ermöglichung transatlantischer Luft- und Raumfahrtkooperation
Das Abkommen signalisiert auch einen Neustart der EU-US-Luft- und Raumfahrtkooperation. Viele bestehende Joint Ventures – von CFM International (Safran-GE) bis zu Partnerschaften im Bereich Kabinensysteme – profitieren von verbesserten Handelsbedingungen und größerer Planbarkeit.
Darüber hinaus schafft es fruchtbaren Boden für neue Kooperationen. Unternehmen, die bisher aufgrund von Zollrisiken zögerten, transatlantische Partnerschaften einzugehen, finden nun ein stabileres Umfeld für gemeinsame Entwicklung, F&E-Austausch und Markterweiterung.
Luft- und Raumfahrt ist von Natur aus global. Die Beseitigung künstlicher Barrieren stärkt das Innovationsökosystem. Als Beratung mit tiefgreifender Branchenerfahrung sieht H&Z darin eine Chance für unsere Kunden, ihre internationalen Partnerschaftsstrategien neu zu bewerten und globale Markteinführungszeiten zu beschleunigen.
Auswirkungen auf Fluggesellschaften und Passagiere
Diese Entwicklung fördert gesunden Wettbewerb. Fluggesellschaften können nun das beste Flugzeug für ihre Flotte wählen, ohne durch Zölle verzerrt zu werden. Produktleistung, Zuverlässigkeit, Treibstoffeffizienz und Lebenszykluskosten bestimmen die Marktergebnisse – nicht die Zollpolitik.
Ein größeres industrielles Signal
Obwohl die Auswirkungen auf die Luft- und Raumfahrt erheblich sind, signalisiert dieses Handelsabkommen etwas Größeres: ein erneuertes Bekenntnis zur transatlantischen Industriepartnerschaft. In Zeiten geopolitischer und wirtschaftlicher Fragmentierung ist es selten und ermutigend, zwei große Wirtschaftsräume bei offenem Handel mit strategischen Technologien vereint zu sehen.
Für Europa, insbesondere Deutschland und Frankreich, stärkt diese Ausrichtung hochwertige Industriecluster. Sie bekräftigt, dass die fortschrittliche Fertigung in Europa eine Zukunft hat und dass europäische Ingenieurskunst bei fairem Marktzugang global wettbewerbsfähig bleibt.
Bei H&Z werden wir häufig gebeten, Kunden in der Branche bei der Navigation komplexer globaler Dynamiken zu unterstützen. Dieses Abkommen bestätigt eine Kernüberzeugung unserer strategischen Beratung: Langfristige industrielle Resilienz basiert am besten auf offenen Märkten, diversifizierten Partnerschaften und intelligenter regulatorischer Abstimmung.
Was kommt als Nächstes?
Das Abkommen ist ein wichtiger Meilenstein, aber auch ein Katalysator. Jetzt ist die Zeit für Luft- und Raumfahrtunternehmen – sowohl OEMs als auch Zulieferer – ihre Strategien angesichts dieser neuen Realität zu überdenken. Wichtige Fragen sind:
- Wie sollten grenzüberschreitende Fertigungsstandorte weiterentwickelt werden?
- Welche neuen EU-US-Kooperationsmodelle sind jetzt sinnvoll?
- Wo kann die Optimierung der Lieferkette unter zollfreien Bedingungen neuen Wert schaffen?
Bei H&Z unterstützen wir bereits Kunden dabei, diese Fragen zu erkunden und zukunftsweisende Strategien zu entwickeln, die das volle Potenzial des Abkommens ausschöpfen. Für Unternehmen, die bereit sind zu handeln, ist das Wettbewerbsfenster weit geöffnet – aber nicht unbegrenzt.
Abschließende Gedanken
Dieses Handelsabkommen ist mehr als nur eine wirtschaftliche Vereinbarung. Es ist eine Absichtserklärung, dass EU und USA eine kooperative, zukunftsorientierte Industriepartnerschaft anstreben.
Von Airbus in Toulouse über einen Kabinenelektronik-Zulieferer in Bayern bis hin zu einem Triebwerksmontagebetrieb in Ohio ist die Botschaft klar: Der transatlantische Himmel ist wieder offen. Nutzen wir diese Chance, um gemeinsam höher zu fliegen.